196 Fünfter Abschnitt.
ten, und diese immer mib Gondeln oder Kähnen
bedeckt. — Nur ein Platz, der Markusplatz, der
mit den schönsten Gebäuden umgeben ist und eine
freye Aussicht auf das Meer bietet, dient den Ein-
wohnern zum Spatziergange. Auf Murano, einer
Insel bey Venedig, war ehemals die berühmteste
Spiegelfabrik, die indeß jetzt von der französischen
und deutschen übertroffen wird. Padua an der
Brenta hat eine Universität und Verona an der
Etsch (Bürger's Lied vom braven Manne) viele Sei-
den- und Wollenfabriken.
3. Das Königreichsachsen, nebst den säch?
fischen Herzogtümern. (527 lum.)
Die Grenzen des Königreiches zeigt die Charte.
Dieses Land war schon zu' Heinrichs I. Zeiten eine
der wichtigsten deutschen Provinzen, vor allen seit
der Entdeckung der ergiebigen Silderbergwerke im
Erzgebirge. Wie wichtig diese waren, geht schon
daraus hervor, daß man früher nicht selten große
Stücken gediegenen Silbers losbrach, welche, wie
dasjenige, an welchem der Herzog Albrecht von Sach-
sen 1477 mit seinem Hofstaate speiste, oft mehre
Centner wogen. Seit 1423 war das Land ein Ehur-
fürstenthum. — Um das Jahr 1440 regierte über
dasselbe der Churfürst Friedrich der Sanftmüthige.
Er hatte einen seiner Edelleute Kunz von Kau-
fungen beleidigt, und dieser beschloß sich an sei-
nem Fürsten zu rächen. Er eilte nach Altenburg
und raubte von dem dortigen Schlosse den \ 1445
Friedrichs Söhne, Ernst und Albrecht, die er
nach Böhmen zu führen gedachte, um von dem Chur-
fürsten ein bedeutendes Lösegeld zu erpressen. Er
war schon bis in die Gegend von Frey bürg ge-
kommen, als der Köhler Schmidt, dem sich die
Prinzen entdeckten, Kunze'ns Plan vereitelte und
diesen in die Hände der Gerechtigkeit lieferte. Die
Nachkommen dieser beyden Prinzen -beherrschen
Sachsen noch jetzt. Zuerst folgte. Ernst seinem Va-
ter in der Churwüxde, während Albrecht das Her-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Murano Heinrichs_I. Albrecht_von_Sach- Albrecht Friedrich Friedrich Kunz Friedrichs Ernst Albrecht Albrecht Frey Köhler_Schmidt Ernst Albrecht
2z2 - Fünfter Abschnitt.
c. Das Herzogthum Genua bildete bis 1806
einen Fr.ystaat, an dessen Spitze ein Doge oder
Herzog stand. In den innern Kriegen Italiens
vergrößerte dieser Staat sein Gebiet, in den Kreuz-
zügen stieg seine Seemacht und sein Handel. Selbst
Conftantmopel stand von 1204 an eine Zeitlang
unter seiner Herrschaft, langer noch Cassa in der
Krimm, die Hauptniederlage für die Waaren, die
Genua aus dem Morgenlande zog und mit denen
«s ganz Europa versorgte. In neuern Zeiten, als
Spanien und Holland zur See mächtig wurden,
sank seine Macht und noch mehr wurde der Handel
gelähmt, als auch Genua dem französischen Reiche
1806 einverleibt wurde. Genua, die Stadt, liegt
an dem Mittelmeere, auf zwey Hügeln und gewahrt
von der Seeseite aus einen herrlichen Anblick. Deß-
halb erhielt sie auch den Beynamen die prächtige
Stadt, obwohl sie meist enge und abschüssige
Straßen hat. Beyde Hügel, auf denen die Stadt
liegt, sind durch eine 160 F. lange Brücke, welche
über Wohnhäuser und Straßen fortführt mit ein-
ander verbunden. Der Handel der Stadt mit Del
und mit Seidenwaaren, namentlich künstlichen Blu-
,.rnen, die hier gefertigt werden, ist noch jetzt bedeu-
tend. — Die Stadt hat die älteste Bank in Eu-
ropa. — Columbus war ein Genueser.—
d. Sardinien (4gcx lum.) ist gebirgig und
hat milde gesunde Luft und einen großen Reich-
thum an allen Naturproducten. Die Petersilie
wachst hier wild und ist von hier aus in die übri-
gen Lander Europa's verbreitet. — Die Einwohner
sind sehr roh und unwissend. Daß einer lesen und
schreiben kann. ist eine Seltenheit; aber es sind
auch erst seit 50 Jahren in 2 Städten Buchdrucke-
reyen. Sich an dem Beleidiger zu rächen und ihn
wo möglich heimlich zu morden, oder durch gedun-
gene Mörder, Banditen, morden zu lassen, hält
Niemand für Sünde. Die Hauser der Landleute
sind schmutzig, sie selbst in ihrer Kleidung zerlumpt;
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Extrahierte Personennamen: Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Genua Italiens Genua Europa Spanien Holland Genua Genua Sardinien
Fünfter Ab-schn Ltt,
S34
Toscana, das diesen Namen zu der Lango-
barden Zeiten erhielt, wurde von Carl dem Gr. zu
einem Herzogthume erhoben, von' Ludwig dem,
Frommen aber in mehre Marken getheilt, dessen
Grafen ihre Würde erblich machten. -- ri6c> unter-,
warf sich Friedrich I. (S. iz8> das Land,, nicht ohne
den Widerspruch der pabstlich gesinnten und frey-
beltliebenden Städte, an deren Spitze Florenz
stand, wahrend Pisa und wenige andere dem Kai-
ser anhingen. Auch hier begann der Kampf dev
Welfen und Gi bellinen, in welchem die Macht
und Blüthe der St. sichtbar zunahmen. — Unter
den entstandenen Freystaaten wurde Florenz am
blühendsten- — 1737 kam das Land an das Haus
Oestreich, dem es in dem pariser Frieden 1814 zu-
rückgegeben ist. Der jetzige Großherzog ist Ferdi-
nand in., ein Bruder des östreichischen Kaisers..
Die wichtigsten Städte des Landes sind: Florenz
zwischen Bergen , die mit Oelbäumen und Weinstö-
cken besetzt sind. Von dem Arno wird die St. m
zwey Theile getheilt. — Statt der Glasfenster hat
man in vielen Häusern Papierfenster. Unter den
merkwürdigsten Gebäuden der St. sind am sehens-
werthesten: die schöne mit Marmor überkleidete Ma-
rienkirche und der Pallast Pitti, mit 900 Zimmern
und einer Gemäldesammlung. Man fertigt hier viele
Seidenwaaren und künstliche Blumen. — Bey dem
Flecken Pietra Mala ist eine Stelle, wo bestän-
dig ein Feuer brennt, das oft 6 Fuß hoch auflodert
und durch den heftigsten Regen nicht ausgelöscht
werden kann. Die Einw. nennen es das Gottes-
feuer. Es wird von dem Berg öl unterhalten,
womit der Boden überall durchdrungen ist. — Pisa,
auch am Arno, hat gerade, breite Straßen und
warme Bader. Auf dem Domplatze steht der 188 F.
hohe hängende Thurm. Wenn man oben ein Bley-
gewicht herabläßt, so fällt es 15 F. von der Grund-
mauer des Thurmes nieder. Der Kirchhof neben der
Domkirche heißt das heilige Feld, weil man die
Erde zu demselben zur Zeit der Kreuzzüge auf Schift
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Carl Ludwig_dem Ludwig Friedrich_I. Arno Arno
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Haus
Oestreich Domkirche
Lz8 Fünfter Abschnitt.
werthesten der Vatikan, den fast jeder Pabst ver-
größerte^ und der in seinem Innern 22 Höfe und
nicht weniger als 11,246 Zimmer enthält, und in
welchem eine der vorzüglichsten Büchersammlungcn
aufbewahrt wird; das reich ausgeschmückte Kapitol
u. f. w. Die feste Engelsburg dient zum Auf-
bewahren der pabftlichen Kronen und des pabftlichen
Schatzes. — Die St. hat gutes Wasser, das -aber
durch kostbare Wasserleitungen meilenweit Hergeleitet
werden muß, da das Wasser in der Tiber nicht
einmal zum Tranken des Viehes gebraucht werden
kann. Zu den Zeiten der römischen Kaiser Hatte
Rom an g Mill., 1714 nur noch 143000 Einw.—
Innerhalb des Kirchenstaates liegt der 2 Qm.
große Freystaat Marino, mit der gleichnamigen
Hauptstadt.
Z. Das Königreich beyder Sizilien
(2000 Qm.)
das fruchtbarste Und mildeste der italienischen Lan-
der, in welchem selten Schnee fallt und niemals
Schnee liegen bleibt, utth das an allen Produkten
aus dem Thier- und Pflanzenreiche (z. B. treffliche
Rosinen) Ueberfluß Hat. Nur die Häufigen Erd-
beben sind, wie der Sirocco, eine Plage de§
Landes. — Auch hier findet man sehr viele Bettler
und Banditen, weil Jedermann die Arbeit scheuet
und sich auf die Wohlfeilheit aller Lebensbedürfnisse
verlaßt. — Die Appenninen durchziehn ganz Nea-
pel; abgesondert von ihnen liegt der 3659 F. Hohe
Vesuv, ein feuerspeiender Berg (S. *3), an dessen
Fuße der köstlichste Wein wachst. In Sicilien ist
der Aetna, auch ein Feuerspeier, der Höchste Berg.
Große Flüsse findet man im Lande nicht.
Neapel, um welches Deutsche, der griechische
Kaiser und die Araber stritten, wurde 1053 von
dem Pabste dem Robert Guiscard, einem Nor-
mannen, zur Lehn gegeben, dessen Nachkommen
auch Sicilien damit vereinigten. Nach dem Aus-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Marino Robert_Guiscard
Extrahierte Ortsnamen: Vatikan Rom Sizilien Sicilien Aetna Neapel
Die einzelnen europäischen Staaten. 24z
4) Von den Städten im Innern des Landes sind
zu nennen: Madrid, Spaniens Hauptstadt, am
Manzanvres, der dem Tajo zufließt, mit eini-
gen Fabriken (das Gebäude und die Kerker der In-
quisition, die hier ihren Sitz hatte); — Tole-
do, am Tajo mit einer prachtvollen Domkirche; das
Kloster Escorial, dessen Erbauung 12 Millionen
kostete, und in dem man 5000 Fenster zahlt (es
diente theils Mönchen, theils der königlichen Fa-
milie zur Wohnung); und Saragossa am Ebro,
das sich 1808 und y so heldenmüthig gegen die
Franzosen vertheidigte, daß es weder durch Hun-
gersnoth und Krankheiten in der Stadt, noch durch
die Uebermacht der Feinde zur Uebergabe gezwungen
werden konnte. — Zu Spanien rechnet man noch
die drey Inseln Majorca, Minorca und Jviza,
welche in dem Mittclmeere liegen.
V. Das Königreich Frankreich
(10,000 Ulm.)
Das Klima des Landes ist verschieden. Im
Süden kennt man fast gar keinen Winter und sieht
uur sehr selten Schnee. Del- und Mandelbaume
gedeihen hier, wie der Rosmarin im Freyen. In
dem nördlichen Gegenden und in den Gebirgen ist
es freylich kalter; doch sind auch hier strenge Win-
ter sehr selten.
Die vorzüglichsten Gebirge und Flüsse des Lan-
des sind oben genannt. — Wie heißen sie? Wohin
fließt die Seine? Durch welchen Theil Frankreichs
ziehn die Sevennen? — Unter den Produkten ist
der Wein das vorzüglichste; auch gewinnt man sehr
gutes Baumöl in den Provinzen, die an der
Mündung der Rhone liegen. An Getraide,
Hanf und Flachs hat das Land kernen Mangel,
und nur die Heidegegenden zwischen der Ga-
ronne und dem biscajischem Meere müssen zu-
kaufen. Seide wird überflüssig gewonnen; ebenso
Quell- und Seesalz. Von Metallen hat man
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Extrahierte Ortsnamen: Madrid Spaniens Manzanvres Saragossa Spanien Majorca Minorca Frankreich Ulm Frankreichs
Die einzelnen europäischen Staaten. 195
6. Von Italien gehört zu Oestreich der
nordöstlichste Theil von Oberitalien, die Lombar-
dey, ein schönes, fruchtbares Land mit vielen blü-
henden Städten, eben, nur im Norden von den hohen
Alpen begrenzt und von Deutschland geschieden.
Zm Norden des Landes sind viele Seen, unter de-
nen der große, der Comer und der Gardasee
die merkwürdigsten sind. An dem letzter» wachst
das beste Baumöl. 'Mittendurch das Land strömt
die Etsch, ein oft reißender Fluß, der sich in das
adriatische Meer ergießt. Unter den vielen Städten
des Landes können hier nur die wichtigsten genannt
werden. Mailand, eine der ältesten Städte Ita-
liens, wurde schon zu der Römer Zeit erbauet. Die
hiesige Domkirche ist ganz von Marmor erbauet und
mit unzähligen Bildsäulen ausgeschmückt. Der Bau
derselben wurde 1386 angefangen, aber erst durch
Napoleon vollendet. Aelter ist die Ambrosius-
kirche, in welcher die eiserne Krone, womit -die
Könige von Italien einst gekrönt wurden, aufbe-
wahrt wird. In der Stadt sind sehr blühende Ser-
de nfabriken. Nicht weit von Mailand ist das
Landhaus Simonetta, bekannt durch da§ stärkste
Echo, das man kennt, und das einzelne Wörter an
vierzig Mal wiederholt. Mantua ist fest und lie-
fert ebenfalls viele Seidenwaaren; Cremona, am
Po, ist bekannt durch die trefflichen Darmsaiten, die
von daher nach allen Landern Europas verschickt
werden. Venedig liegt auf mehren kleinern In-
seln im adriatischen Meere und wurde hier von den
alten Bewohnern Italiens gebaut, als sie im fünf-
ten Jahrhundert vor den Gothen und Hunnen flo-
hen. Die Stadt bildete einen kleinen Freystaat, der
in den Kreuzzügen an Reichthum und Macht so
zunahm, daß er seine Herrschaft in Oberitalien und
auf den Inseln des mittelländischen Meeres ausbrei-
ten konnte. — Auch dieser Staat erlag in den neuerk
Zeiten den Franzosen, und ist tttin M 1814 mit
Oestreich vereinigt. Die Stadt hat ihres Gleickdü
nicht. Alle Straßen sind ntit Kanälen durchschlug
,Ä * ‘1
» rz * ■ J ■ *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Oberitalien Deutschland Mailand Italien Mailand Landhaus_Simonetta Mantua Cremona Europas Italiens Oberitalien
Hke einzelnen europäischen Staaten. 9zi-
ferbrodt ist fast die einzige Kost des genügsamen
und armen Savoyarden, der sich nur durch
seine Betriebsamkeit neue Erwerbsquellen eröffnet
hat. Jährlich verlassen Hunderte das Land und
erwerben sich im Auslande ein kleines Kapital, in-
dem sie bald Murmelthiere vorzeigen, bald mit
Schattenspielen umhergehn, bald, namentlich ln
Paris, als Lastträger und Schornsteinfeger dienen.
Wer 40-^50 Rthlx. erspart hat, kehrt in die hei-
mischen Gebirge zurück und ist dort ein reicher
Mann. Nur in einigen der warmern Thaler blü-
het der Seidenbau. Chambery, der Hauptort
des Landes, hat Seiden- und Spitzenfabriken.
d.'Piemont, ein Fürstenthum, hat frucht-
bare Thaler und Ueberfluß an Getraide, auch wird
hier die beste Seide gewonnen. Turin, Haupt-
stadt des ganzen Reiches, liegt am Po und der
Mündung der Doria in einer schönen Gegend.
Wie in mehren andern italienischen Städten laufen
gewölbte Gänge vor den meistens 4—5 Stockwerk
hohen Häusern hin. An guten Trinkwasser hat die
Stadt Mangel. -«• In die piemontesischen
Thaler, in denen man viele weiße Hasen und
Murmelthiere findet, flüchteten sich die Walden-
ser, als sie an den Ufern der Garonne verfolgt
wurden (S. Hz ff.) Auch hier hatten sie manche
Bedrückungen zu leiden, so daß sie am Ende nach
der Schweiz und nach Deutschland flohen. 1689
kehrten sie mit gewaffneter Hand in ihr Vaterland
zurück und brachten es dahin, daß sie hier ruhig
leben konnten, — Hierzu rechnen wir auch die
Grafschaft Nizza mit der gleichnamigen Hauptstadt,
die am mittelländischen Meere liegt und bedeuten-
den Handel hat; und den Theil der Lo mbar bey,
der zu dem Königreiche Sardinien gehört. Hierin
Alessandria, eine Festung, welche die lombar-
dischen Städte in den Kriegen mit Friedrich I.
(S. 158) u68 erbauten und dem deutschen Kaiser
zum Trutz nach seinem Feinde, dem Pabste Alex-
ander Iii., benannten. —
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Chambery Doria Deutschland Sardinien Alessandria
Die einzelnen europäischen Staate^.
233
doch hält es jeder für nöthig und für eine Ehren-
sache an seinem zerrissenen Wams neun silberne
Knöpfe zu haben. Cagliari, die Hauptstadt, hat
einige Fabriken und eine Salzsiederei). Zu Sar-
dinien gehören 44 kleinere Inseln, welche meistens
nur von Fischern bewohnt werden.
3. Das Herzogthum Pärma (100 Ihm.)
Las die Herzoginn Marie Louise, die Gemahlinn
Napoleons regiert, hat einen sehr fruchtbaren Bo-
den, blühende Viehzucht, bedeutenden Seidenbau
und in den Gebirgen Kupfer und Eisen. Parma,
die Hauptstadt hat viele und schöne Kirchen und
mehre Fabriken von seidenen Strümpfen.
4. Das Herzogthum Modena hat größten-
theils ebenen und fruchtbaren Boden. Die gleichna-
mige Hauptstadt wurde schon vor Christi Geburt
erbauet. Die Straßen der Stadt sind enge und
dunkel. Geschichtlich merkwürdig ist das Schloß
Canossa. Hier mußte der deutsche Kaiser Hein-
rich kv. im Jan. 1077 im Bußgewande im Schloß-
hofe stehn, als ihn der Pabst Gregor Vii. (S. 103)
in Bann gethan und die deutschen Fürsten von dem
Eide der Treue losgesprochen hatte. Erst nach drey
Tagen sprach ihn der harte Pabst von dem Banne
frey.
5. Lucca, die Hauptstadt des gleichnamigen
Herzogtums (20 mm), liegt von Weinbergen und
Landhäusern umkränzt, in einer sehr schönen und
fruchtbaren Gegend und hat bedeutende Seiden-
sabriken.
6. Das Großherzogthum Tos ca na liegt längs
der westlichen Abdachung der Appenninen, bis zum
Mittelmeere und ist eins der schönsten und frucht-
barsten Länder Italiens. In den Ebenen, wo der
Citronenbaum im Freyen gedeiht, kennt man keinen
eigentlichen Winter; auf dem Gebirge selbst kommt
der Kastanienbaum fort, dessen nährende Frucht den
Gebirgsdörfern das mangelnde Getraide ersetzt. Del
wird überall im Ueberfluß gewonnen.
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TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Marie_Louise Napoleons Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Cagliari Napoleons Modena Christi Lucca Italiens
Die einzelnen europäischen Staaten. Azh
feit aus dem gelobten Lande holte. Von Pisa führt
ein 16 M. langer Kanal, den man zur Austrocknung
der Sümpfe ziehn ließ, nach dem von Kanälen durch-
schnittenen Livorno»/ einer reichen Handelsst. mit
einem. Freyhafender durch einen 600 Schritt lan-
gen,. in das Meer gebauten Damm gegen Winde
gesichert, wird. Kaufleute aus allen Völkern, finden
sich hier zusammen. Die Türken, die hiev leben,,
haben eine Moschee, obwohl den Protestanten nicht
gestattet ist, hier öffentlichen Gottesdienst zu halten. —-
Zu Toscana gehört die Insel Elba, welche durch
die Straße von Piombino von dem festen Lande
getrennt ist. Sie hat in ihren Gebirgen Eisen, Bley
und Schwefel, und wurde- 1^14 dem Kaiser Napo-
leon zum Aufenthaltsorte angewiesen
Im Osten und Süden wird Toscana von dem
7. Kirchenstaate (750 Um.),
begrenzt. Der Regent des Landes ist der Pabst,
jetzt Pius Vh. Auch der Kirchenstaat ist von dev
Natur reich gesegnet; aber trotz- der Fruchtbarkeit
der blühenden Ihäler, welche die Appenninen bilden,
erntet man nicht einmal das nöthige Getraide, trotz
des Fischreichthums, wodurch sich die Küsten aus-
zeichnen, muß man zur Fastenzeit Fische von Frem-
den zukaufen, weil man sich der Seeräuber wegen
nicht auf das Meer wagt. Woher kommt dieß?
Weil die päbstliche Regierung nichts thut, Kunststeiß
und Betriebsamkeit zu befördern. Weiß sie doch nicht
einmal, Sicherheit im Lande zu erhalten. Räuber-
banden, die Banditen» dmchziehn es, und nicht
selten schließt die Regierung, statt siezn strafen, mit
den kühnen Anführern derselben Vertrage. Niemand
kann ohne Waffen und ohne Bedeckung reisen, und
oft gewahrt auch diese keine hinlängliche Sicherheit.
Die meisten der Cinw. sind sehr arm» weil sie von
Natur träge sind, und weit häufige Festtage stets
die Arbeitstage unterbrechen. In keinem Lande giebt
es mehr Bettler, als hier. —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
236 Fünfter Abschnitt.
Die fränkischen Könige legten im achten Jahr-
hundert den ersten Grund zu der weltlichen Macht der
Pabste. Pipin schenkte ihnen 755 einj Stück Landes,
das er den Langobarden abgenommen hatte; Carl
der Große, sein Sobn, bestätigte und vermehrte die
Schenkung. — Im elften Jahrh, erweiterten sie ihr
Gebiet durch die reichen Güter der Markgrasin Ma-
thilde von Toscana; und noch mehr zur Zeit der
Reformation, wo Ancona und Bologna rc. mit
dem Kirchenstaate vereinigt wurden. — 1798 wurde
auch Rom von den Franzosen erobert und dem Pabste
entrissen, der erst 1814 zum Theil durch protestan-
tische Fürsten wieder in den Besitz seiner weltlichen
Macht kam.
Die wichtigsten Städte in dem Kirchenstaate
sind: Bologna, nach Rom die schönste und reichste
St., an den Appenninen. Der P. Julius Ii ver-
einigte 1513 die St. nebst dem dazu gehörenden Ge-
biete mit seinen Staaten. Auch hier findet man ei-
nen schiefen Thurm, den rzo F. hohen Garisenda-
Thurm, der 7 F. von der senkrechten Linie ab-
weicht. Die St. hat eine alte Universität, Fabri-
ken, welche vorzüglich gezwirnte Seide liefern, und
Handel. Die Banditen trieben noch in den neuesten
Zeiten hier ihr Wesen so arg, daß noch 1806 mehr
als 130 Menschen heimlich ermordet wurden. Fer-
rara, die ehemalige Hauptstadt des gleichnamigen
1597 mit dem Kirchenstaate vereinigten Herzogthums,
ist groß, aber schlecht gebauet. Es liegt nahe an
der Mündung des Po's. Ravenna, eine alte, früh
berühmte und mächtige St., beweiset, daß auf der-
Erde, namentlich an der Küste stete Veränderungen
vorgehn. Ein Thurm, der sonst nahe am Strande
stand, steht jetzt Stunde von demselben entfernt.
Won Faenza hat die Fayence oder das unächte
Porzellan den Namen. — Ancona, die ehemalige
Hauptst. der gleichnamigen Mark, hat einen Hafen
und bedeutenden Handel. Dieser war früher in den
Handen der Juden, welche sich dadurch auszeichnen
mußten, daß sie einen Streifen rothen Tuches am
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Julius_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Ancona Bologna Bologna Rom Ravenna Ancona